TRAKL remixed/ alles

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zur "vollendung"
1
der liebe
mut zu geben
ohne feige worte
still durch unseren atem
fliegen ewig höher
ohne angst zu fallen
dann in deine arme
2
vergesse
nie die zeiten
des anfangs
in erinnerung
bleibt langsam
der nächste schritt
bewegt sich
abwärts alles schneller
folgen unscharf
alte bilder
sind am ende
klar im kopf
verdreht
erzählen wir
geschichten
ohne ende
an unsere tränen
vom ersten tag
an schwach
in meinen armen
halt ich mit dir
den moment
der größten liebe
fest gefeiert
bis zum letzten tag
bestimmt
das leben
unser herz
ist stark
3
vielleicht
weiss keiner
so genau
sich zungen
spalten wenn
es brennt
und liegt es
noch so nah
bleib fern
von mir
kein zufall
führt dich
in versuchung
deinen arm
um mich
zu legen
lass mich los
gelöst von
allen ängsten
halt ich
nicht zurück
wer fallen
lässt
4
sicher
er sich
verbindet
die liebe
die wunden
vielleicht
würde alles
viel leichter
erscheinen
wie sterne
himmlisch
wüsste ich
nicht nur
der schein
mich blendet
fraglich
ich das ende
begreife
mit händen
und füssen
unter uns
den boden
zu verlieren
hast du nichts
nur gewonnen
5
zur "passion"
besser den je
verzweifelter
unbrauchbar
kennst du die widersprüche
des tages und der nacht
der sonnenschein trügt
finsternis verhüllt den tag
wie weit ein strahl
wie lang er dich erwärmt
das siehst du nie
du spürst ihn
hinter deinem rücken
umarmt dich wärme hinterlistig
schweige. ich höre nichts
spüre nichts
ich traue und trauere
dir nach
der zeit
die ich mir merken will
vergeht und ich vergehe
mit ihr trübsal blasen
bis ein wirbelsturm
dir deinen hals bricht
du im kreis dich drehst
und nur geheimratsecken
anderer, die zeit erkennen lässt
die längst vergangen
so wie ich
zeitlos können
wir nie sein
versuchen dennoch
ein wenig langsamer
als sonst
steht die zeit nie
noch sitzt sie
verweilt sie
lange weilt sie nie
in ungesunden gedanken
versinken
kranke zeiten
dauern länger
aber sterben nie
sie kommen immer wieder
sind nicht genug
immun gegen das system
heilt wunden nicht so lang
wir sie nicht erkennen
wissen selten
wo und wann man uns
verletzt
im endlosen krieg
mit uns selbst
verwunden wir
um zu wissen
wo unser blut verrinnt
so wie die jahre
in denen es geschieht
mir recht
kalt und immer kälter
spät und immer später
brechen wir das eis
um dann im offenen meer
zu ertrinken
halte mich. gemeinsam
sind wir schwerer
fallen schneller
in das loch
das andere für uns gruben
die nie wussten was sie taten
tatenlos sah ich sie
wege finden und folgte nie
am falschen ort alleine
weisen schilder, schützen dich
sind weiser. wegweiser
das schild, der panzer um mich
ist so hart wie ihr zu mir
fühle ich mich
geschlagen, weil niemand
an mich dringt
keiner drängt mich
nicht die zeit ist viel
zu kurz
ist sie
verschwunden
wann und wo sie ist
kann ich erst sagen
wenn sie längst vorbei
allzeit bereit
dafür zu sein
verwende und verschwende ich
den tag mit denken
an den nächsten
genauso bald vorbei
wenn ich erst fertig
viel zu müde
alle sorgen meiner welt
verschieben muss auf später
gerade zu verwinkelt
verdrehen sie mir den kopf
auf meinen schultern lastet
schuldlos und vergesslich
erinnert sich mein blick nach hinten
an die sonne, die mich blendet
strahlen heller als dein lachen
über mich. hör auf
auf dich zu hören
aufsehen
erregst du nur
wenn keiner dich
mehr hören kann
du schreist und lachst
leidest
biist verzweifelt
drehen sie sich
um und gehen
diesmal spürt ihr rücken
die wärme deines bösen blicks
auf zahllose jahre
bin ich eins
mit mir nicht
am ende
kann ich doch
nichts mit dir teilen
viel ist zu wenig
um sich auszuzahlen
6
zu "drei träume"
dem leben
viel zu früh
der atem steckt
die luft bleibt weg
verzieht sich alles
bleiben fetzen
zerrissene welten
menschen schatten
ungreifbar sichtbar lachend
laufen nach
verschwinden wieder
bleib allein
verdreht sich liebe
wird zu hass
freunde spielen feind
erkenne nichts
laufe ständig
tauche unter
wasser atme
zieht die zeit sich anders
stundenlang vergehen sekunden
wunden heilen schmerzen
goldene schiffe sinken nicht
sie fliegen
so wie ich
brauche keine flügel
nur die luft zum atmen
höher will nicht landen
schweben
berühre nicht den grund
einmal noch
möchte ich fliegen
wünsch ich mir
der traum wird
wahr ich atme lauter
der traum geht weiter
weiss viel mehr
kenne antworten
auf ungelöste fragen
ich denke
lebe anders
seh für alle
klarer durch den nebel
alles möglich
nicht zu bremsen
schneller bewegt
mein herz schlägt
fester stellt keine fragen
mehr nimmt es
wie es ist
so traumhaft
schön
7
zu "die schöne stadt"
großstadt zu klein
mit ihrem lauten grau
verschmiert sie
harte wände
durch den tunnel
enge gassen
hinterhöfe
führen selbstgespräche
hören mit
den streit
die stille
angst um platz
sie drängen alle
in die gleiche richtung
versammeln sich
an einem punkt
verzweifelt
bleiben stehen und warten
bis ein anderer geht
schimpfen
spucken
schlagen um sich
raus aus ihrem land
getreten
in das fremde bis es blutet
sehen tote augen
fühlen sich daheim im schmerz
des andern erkennen wieder
ihre stadt im krieg
verlassen
kämpfen alle
rund um die
kulturen
tanzen singen
in die freiheit
hier und jetzt
wollen landen
auf grünen wiesen
schauen in den himmel
bevor sie dort
wie weggeblasen
jede schwarze wolke
seht die farben
einer welt
ohne grenzen
ohne sprache
ohne macht
es richtig groß
genug für alle
8
zu "gesang zur nacht"
in schlechten
schwarzen nächten
bleiben träume aus
es blenden uns
die bunten lichter
funkeln statt
der sterne
atmen schlechte luft
verblasen unsere sorgen
im grauen rauch
ersticken ihre strahlen
von allen seiten
drängen scheinwerfer
trüben unsere augen
schaffen glitzerwelten
strahlen um die wette
bleibt bei so viel  licht
kein platz für schatten
sich zu stellen
unter tag und nacht
das gleiche nichts
geschmückt verwandelt
graues  täuscht
ins falsche licht
gerückt verrückt
im rausch der wünsche
tanzen schritt für schritt
beschleunigen den schwindel
bleibt das herz im rhythmus
schlägt es  zu
bestürzt gefallen
schließen unsere augen
sehen durch das schwarz
den schein
des leichten lebens
wird alles gold
zu staub und dreck
versteckt unter
lackierten nägeln
schlagen sie in unsere
särge wo wir schlafen
nur am tag
wo uns das wahre ich im licht
nur zwingt die augen
zu verschließen
warten in ruhe
wieder auf den lärm
der nacht und
kein moment bleibt leise
tappen lautstark scheinbar strahlend
noch im dunkeln
verlauft das leben sich
im gestern
war es so
9
zu "confiteor"
ein gutes stück
leben lacht
mir ins gesicht
erschreckt mich
mit dem starken
willen grosses
tun und lassen
kann ich es nicht
verscheuchen
bleibt unverschämt
beharrlich
wunderträchtig
prahlt mit
seinen farben
gibt so an
erwiesen göttlich
zu perfekt
für fehler
machen wir
es schlecht
schauen weg
auf macht
uns blind
töten jeden
kleinen funken
der verstand
setzt aus
das herz bleibt
stehen
und das stück
das wir gemeinsam
schreiben
ist geschichte
setzt sich fort
ohne ende
bewegt euch
ohne pause
in die zukunft
nehmt das stück
vom glück
10
zu "der herbst des einsamen"
schwarze vögel
braune blätter fliegen
achtlos fallen
sie zu boden
gehen liegen
bleiben warten
knirschend ihren
schritten folgend
bis der schnee
geschmolzen
alle spuren
sich verlieren
im frühling
trauernd nasse wiesen
wie von vorne
gedankenlos erblühen
vergeht das strahlen
brennt die sonne
glitzern seen
trocknen aus
den wolken
fällt zu boden
fegt der wind
ein haufen elend
bleibt zurück
wartet wieder
auf den kalten
starren schnee
bewegt sich nichts
wer weiss
11
zu "de profundis"
in uns
alles ist
was ist
schon immer
wissen wollen
wirje mehr
wir haben
schwere herzen
ziehen nach unten
daran zerbrochen
klirren scherben
leichtes leben
schmutzige hände
dunkler schmuck
stumpfe nervenenden
gestutze flügel
schwache stärken
versiegte quellen
schlechte aussicht
überwichtig
schlecht verwertet
schmächtig gierig
überessen
keine reste
müllerzeuger
nicht das leben
lieben lieblos
wir zerstören
wir kreieren
und krepieren
spüren nicht
schätzen nichts
die kraft und ruhe
ständig mit uns
tragen wir die schuld
nichts zu versuchen
glauben nicht
ans überich im ich
un du  sind engel
und der himmel
der frieden
und die welt
wir sind alles
nie allein
bestimmt
zu  sein
für alle
für immer
überall