Es begann damit, dass ich von Lisa Krabichler zu einem Symposium mit dem Titel INSIDE OUT nach St. Anton am Arlberg zu den 30. Arlberger Kulturtagen eingeladen wurde. Der Titel bezog sich für mich auf mehreres gleichzeitig und natürlich auch auf die jetzige Situation. Ich war gewohnt, für mich allein zurückgezogen und “inside” zu arbeiten, auch ohne Lockdown, und dachte, dass ich das so und gar nicht anders wollte. Ich war überzeugt davon, ein Symposium wäre nichts für mich. Zu “out”-going. Dennoch sagte ich ohne zu zögern zu.


Damit war von Anfang alles INSIDE OUT und das konnte zu nichts anderem führen, als dass ich diesem ersten Mal noch weitere erste Male beabsichtig hinzufügen wollte und einiges Unerwartete sich noch anschließen würde. Ich wollte eine neue Idee erarbeiten und vor Ort schauen, was passiert, ich wollte dabei transparent sein, was gar nicht anders ging, und ich wollte mit Materialien experimentieren, die mir so nicht vertraut waren, und damit in einem Umfeld arbeiten, das mir fremd war. Inklusive der Menschen, deren Geschichte ich noch nicht kannte. Und dann? Eine Ahnung führte schließlich zu einer Idee und ich denke, mein auf Spiegelschrift konditioniertes Gehirn und mein langwieriger Versuch, mir die persische Schrift anzueignen, spielen dabei eine maßgebliche Rolle. So entstand eine erste Skizze für ein Schriftbild, das sich des persischen Alphabets zwar bedient, in diesem aber unleserlich bleibt. Erst gespiegelt und in anderer Sprache kann man es lesen. Der erste Blick fällt auf das Unlesbare, arabisch Anmutende. Die transparente Folie und die Rückseite des Rahmens fordern auf, genauer und dahinter zu blicken.
Da es für mich in dieser Woche undenkbar war, mit diesen Schriftzeichen keinen Bezug zu der besonders für Frauen extrem bedrohlichen Lage in Afghanistan herzustellen, war die Textfindung ein sehr emotionaler Part. Der zentrale Ausgangspunkt (und die prominenteste Arbeit) bildet mit dem Text:
es läuft gerade schief / der ausweg ist aus (in deutscher Sprache) Ende und Anfang zugleich. Die drei angrenzenden Arbeiten (v.l.n.r.):
I want to be kind, my own kind
she knows too much, she has to die
in the truth lies the trust to believe
nehmen SHE in ihre Mitte: Die Frau, die zu viel weiß und dadurch zur Gefahr zu werden scheint, muss tagtäglich ihre Identität verbergen und Teile davon sterben lassen, sich unsichtbar machen und das selbstbestimmte Wort Freiheit am besten vergessen. Sie wünscht sich, sie selbst sein zu dürfen, und vertraut darauf, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
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