Ich habe Zeit. Nur wofür weiss ich noch nicht so genau. Die Melange ist lauwarm, die Zigarette ist mir eigentlich zu stark. Es ist für heute meine erste. Die erste schmeckt mir eigentlich nie, es wird mir schwindlig, ich fange an zu husten, es stört mich, dass meine Finger nach Tabak riechen und daraufhin beschliesse ich, wie jeden Tag, zum Rauchen aufzuhören. Ab der dritten gewöhne ich mich daran und nach einer Schachtel bestelle ich die zweite und das mache ich jetzt schon so seit sechs Jahren.
Angefangen hat alles mit 30. Ich wollte etwas verändern. Nach langer Überlegung und nachdem ich in Gedanken einige Möglichkeiten durchspielte, schien es mir am einfachsten mein Sauberimage loszuwerden, indem ich Marlboro – Raucherin wurde. Zwei Wochen später entschied ich mich für die leichtere Variante und war mit einem Schlag schon etwas weniger cool. Als nächstes musste ich mein Outfit ändern. Eine schwarze Lederjacke und Bikerboots mussten her. Monatelang fiel mir nichts besseres ein. Lang genug um mich und andere daran zu gewöhnen. Diese oberflächliche Coolness brachte mich aber nicht wirklich weiter. Der nächste Versuch mich abzuhärten scheiterte ebenfalls, aber machte mich zumindest nicht süchtig. Von vier Schnäpsen wurde mir übel und ein Joint tat den Rest. Geistig fühlte ich mich wie zwölf, körperlich wie achtzig. Grundsätzlich genierte ich mich ausschliesslich dafür meine Coolness nicht mehr bewahren zu können.
Jetzt, wo das Alles überstanden ist, suche ich wieder einmal nach einer Methode mein Leben zu ändern. Als Erstes fällt mir natürlich nur ein zum Rauchen aufzuhören. Diesmal erkenne ich rechtzeitig, dass ich es mir nicht so einfach machen kann und rauche weiter. Ausserdem scheint es mir als könnte ich mich besser konzentrieren, wenn ich bewusst intensiv ein – und ausatme und dabei verloren wirkend in eine Richtung schaue um zu verhindern den Rauch in meine Augen zu kriegen.
geschrieben 2002 / Foto: London 1999
Kurz darauf habe ich zu rauchen aufgehört. Nicht alles ist autobiografisch;)